Roman Gratzer von Mattig Präzision im Interview über wirkungsvolle Kombinationen und seine Vorteile im Wettbewerb.

Mattig Präzision in Obertrum produziert Feinmechanik und Präzisionsdrehteile für Automobilindustrie, Medizintechnik und Motorsport, aber auch für andere Branchen. Drehen und Drehfräsen sind die Kernkompetenzen des Unternehmens, das viele unterschiedliche Werkstoffe verarbeitet. Geschäftsführer Roman Gratzer ist überzeugt: Sein Engagement in Klima- und Umweltschutz ist wichtig für zukunftsorientiertes, erfolgreiches Wirtschaften. Im Interview mit umwelt service salzburg erklärt Roman Gratzer, was ihm die bisherigen Investitionen in umweltrelevante Maßnahmen bringen und warum sein Unternehmen gut gerüstet ist für eine mögliche CO2-Bepreisung.

Ihre gesamte Wärme- und Kältegewinnung im Unternehmen erfolgt durch Luft-Luft-Wärmepumpen.  Gleichzeitig setzen Sie auf Strom aus 100% Wasserkraft und Ökoenergie. Was hat Sie dazu motiviert, sich für diese umweltfreundlichere Kombination zu entscheiden?
In der Produktion benötigen wir auf Grund der hohen Präzision unserer CNC-Teile eine konstante Temperatur sowie eine Kühlung unserer CNC-Maschinen. Seit 2008 setzen wir dafür Luft-Luft-Wärmepumpen ein. Da wir gleichzeitig Strom aus hundert Prozent regenerativen Energiequellen nutzen, erreichen wir somit eine CO2-neutrale Wärme- und Kältegewinnung. Umgerechnet entspricht das einer jährlichen CO2-Vermeidung von ca. 528 Tonnen.

Aktuell bauen Sie in Ihrem Unternehmen eine 188 kWp PV-Anlage – Ende September wird die Anlage fertig sein. Welchen Nutzen können Sie daraus erzielen? 
Die PV-Anlage ist ein weiterer Baustein zur CO2-Neutralität von Mattig Präzision GmbH. Die erzeugte Strommenge, die zu ca. 90 Prozent eigenverbraucht wird, reduziert gleichzeitig Kosten und entspricht rund 76 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr. Ab 2022 können wir damit eine CO2-neutrale Bilanz aufweisen.

Ihr Unternehmen wurde nach EN ISO 14001 (Umweltmanagement) zertifiziert. Welche Auflagen sind für diese Zertifizierung zu erfüllen? Und was bringt sie?
Die Firma Mattig ist seit 2009 nach EN ISO 14001 zertifiziert, die Basis dafür wurde bereits beim Neubau 2008 gelegt. Mit der Zertifizierung sind jährliche Audits der quality austria GmbH verbunden – sie überprüft die Einhaltung der Umweltstandards sowie der rechtlichen Verpflichtungen und überwacht auch die Fortschritte und Umweltziele. Für uns ist es wichtig, unseren Kunden zu zeigen, dass Mattig Präzision sehr hohen Wert auf Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit legt. Gerade in dem Green Deal, der von der EU vorgegeben wird, können wir dadurch eine Vorreiterrolle einnehmen. Als Unternehmen leisten wir so selbstverständlich unseren Beitrag, um bis 2050 in Europa gemeinsam die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf reduzieren zu können.

Ihren Fuhrpark haben Sie großteils auf E-Mobilität umgestellt. Sie besitzen mittlerweile sechs E-PKW, nur mehr ein Lieferwagen fährt mit Diesel. Was hat Sie motiviert und wie sind Ihre Erfahrungen damit?
Jedes unserer Firmenautos hat pro Jahr im Schnitt 1.250 Liter Diesel verbraucht. In Summe sind das 7.500 Liter Diesel pro Jahr. Die Elektro-PKWs können nun mit der hauseigenen PV-Anlage umweltfreundlich geladen werden. Da rund 90 Prozent der täglich zurückgelegten Strecken unter 70 Kilometer liegen, haben die Elektro-PKWs ausschließlich Vorteile. Einzig unseren Lieferwagen, der größere Strecken zurücklegen muss, konnten wir wegen der notwendigen Reichweite noch nicht umstellen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir auch hier bald eine klima- und umweltfreundlichere Lösung finden werden.

Für das Laden der E-PKW gibt es sechs Ladestationen. Diese sind für Ihre Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten zugänglich. Wie wird dieses Angebot angenommen?
Unsere Ladestationen werden bisher ausschließlich von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verwendet. Die Verbreitung von E-Fahrzeugen ist erst im Wachsen, aber wir wollten vorbereitet sein. Sobald Kunden und Lieferanten ebenfalls auf Elektroautos umsteigen, können Sie diese Lademöglichkeit bei uns nutzen. Gemäß unserer Firmenphilosophie war es uns wichtig, hier vorausschauend und zukunftsorientiert zu denken und umzusetzen.

Umfassender Klima- und Umweltschutz hat ökonomische und ökologische Vorteile. Warum lohnt es sich für ein Unternehmen, sich mit Klimaneutralität und Ressourceneffizienz auseinanderzusetzen und in entsprechende Maßnahmen zu investieren? Was motiviert Sie als Unternehmer?
Bisher ist unser Engagement für Klima- und Umweltschutz in vielen Ansätzen ideeller Natur, weil uns dieses Thema wichtig ist. Wir stehen aber auch im Wettbewerb mit Unternehmen, die in Niedriglohnländern produzieren. Dort haben Klima- und Umweltschutz, aber auch der Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern noch keinen hohen Stellenwert. Langfristig bekommen wir durch unsere umweltrelevanten Maßnahmen einen strategischen Vorteil. Vor allem, sobald Firmen für ihre CO2-Bilanz und ihren Klima- und Umweltschutz die komplette Supply-Chain einbeziehen müssen. Spätestens dann haben wir neben der ideellen Motivation auch ökonomisch und wirtschaftlich nachweisbare Vorteile.